Open Innovation vs. Closed Innovation
Die Anforderungen an das Innovationsmanagement haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Im traditionellen Verständnis ist die eigene F&E-Abteilung die wichtigste Quelle für Innovationen.

Eine Öffnung nach außen, um sich den gestiegenen Anforderungen besser stellen zu können, verändert dieses klassische Verständnis. Wir beleuchten in diesem Blogbeitrag die beiden Ansätze Open Innovation vs. Closed Innovation, die auf den ersten Blick in unterschiedliche Richtungen weisen.
Was unterscheidet Closed Innovation und Open Innovation?
Die Unterscheidung zwischen Open Innovation und Closed Innovation wird durch die Art und Weise bestimmt, wie Innovation entsteht. Während eine Closed Innovation in einem in sich abgeschlossenen Unternehmensumfeld entwickelt wird, bezieht Open Innovation externes Wissen in das Innovationsmanagement mit ein. [1]
OPEN INNOVATION CLOSED INNOVATION
Quelle: Chesbrough (2003)
Closed Innovation
Eine Closed Innovation basiert auf der Auffassung, dass Innovationen von Unternehmen selbst entwickelt werden. Von der Ideengenerierung über die Entwicklung bis hin zur Vermarktung erfolgt der Innovationsprozess ausschließlich im Unternehmen.
Ort der Innovationen = innerhalb des Unternehmens
Eine Öffnung nach außen ist demzufolge ausgeschlossen. Innovationen werden nur innerhalb klar definierter Grenzen des Unternehmens entwickelt. Know-How, Technologie, Prozesse und geistiges Eigentum bleiben unter der Kontrolle des innovierenden Unternehmens. Die Funktionsweise dieses Ansatzes lässt sich mit einem Perpetuum Mobile vergleichen: [2]
- Unternehmen investieren hohe Summen in die interne Forschung und Entwicklung (F&E), um sie als Know-How Zentrum zu etablieren.
- Diese F&E-Abteilungen sorgen für bedeutende technologische Erfindungen, die zu innovativen Produkten und Lösungen führen.
- Demzufolge ist der Innovationsprozess durch ein geschlossenes System charakterisiert, mit festen Unternehmensgrenzen und internen F&E-Tätigkeiten.
Um eine geschlossene Innovation erfolgreich im Unternehmen umzusetzen, müssen gewisse Faktoren beachtet werden. So stellt Closed Innovation etwa sehr hohe Anforderungen an Mitarbeiter:innen, das Unternehmen sollte daher immer bemüht sein, höchstqualifizierte Mitarbeiter:innen einzustellen. Ebenso gilt es, das eigene geistige Eigentum entsprechend zu schützen.
Open Innovation
Open Innovation bedeutet die Öffnung des Innovationsprozesses über die Unternehmensgrenzen hinaus, um durch die aktive strategische Nutzung der Umwelt das eigene Innovationspotential zu vergrößern. Innovation entsteht demzufolge durch das Zusammenspiel interner und externer Ideen, Technologien, Prozesse und Vertriebswege mit dem Ziel des Unternehmens, erfolgsversprechende innovative Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei können eigene Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Lieferant:innen, Lead User:innen, Universitäten, Mitbewerber oder Unternehmen anderer Branchen eingebunden werden.
Ort der Innovationen = innerhalb und außerhalb des Unternehmens
Der für eine Open Innovation typische Wissensaustausch und die Vernetzung von Know-how bedeutet jedoch keinesfalls den freien Zugang zu Wissen und Technologie eines Unternehmens. Der Begriff bezieht sich lediglich auf kollaboratives Networking. Open Innovation kann daher mit hohen Kosten für die Nutzung von Lizenzen und anderem geistigen Eigentum verbunden sein.
Ein Beispiel für eine gelungene Open Innovation ist die IBM Plattform InnovationJam, über die mit anderen Unternehmen und Universitäten aus verschiedenen Ländern wie der Schweiz und Saudi-Arabien auf Netzwerkbasis kooperiert wird. Die Internet-Musikbörse Last.fm wiederum lädt ihre Nutzer zu sogenannten „Hacker-Tagen“ ein, um neue Anwendungen zu entwickeln.
Die Prinzipien im Vergleich
Open Innovation | Closed Innovation | |
Company philosophy | The Best from anywhere Conscious import and export of knowledge to improve and accelerate your own innovations. |
We can do it, we will do it Innovations emerge from the company's internal resources. |
Innovation ideas | Open exchange of ideas beyond company boundaries | internal ideas |
Role of the customer | Active co-innovators | Passive recipients |
Mobility Employees | high | low |
Venture Capital | plays an important role | plays only a minor role |
Qualified persons | The company works with bright minds inside and outside the company. | It is important that the brightest minds in the industry work for the company. Highly qualified employees, especially researchers and developers, are the most important source of innovative ideas. |
Role of R&D | Innovation can come from inside and outside. External R&D can create significant value, but internal R&D is still needed to capture part of this value. | Design, development and marketing of in-house innovations: Our own innovative ideas, technologies, processes and markets offer a long-term competitive advantage. |
Competition | To lead the competition, it is not necessary to offer the best ideas, but to make the most of internal and external ideas. | To lead the competition, it is necessary to offer the best ideas. |
Developing a better business model is more important than being the first on the market. | The winner is who brings the innovation to market first. | |
Intellectual Property | Innovation does not have to be created in order to profit from it. A competitive advantage can be created and profit can be generated by others using their own intellectual property and the company acquires third-party intellectual property. | The own know-how is treated confidentially in order to protect it and to avoid free rides by competitors. Patents, copyrights and protection of intellectual property were intended to protect the company's ideas and research from the theft of ideas by other companies. |
Warum die Bedeutung von Open Innovation stetig wächst
In den vergangenen Jahren hat die Form der Closed Innovation immer mehr an Bedeutung verloren. Für diese Entwicklung sind nach Henry Chesbrough folgende Faktoren verantwortlich: [3]
- Die Verfügbarkeit und Mobilität von hochqualifizierten Fachkräften nimmt zu.
- Die Verfügbarkeit von Risikokapital (Venture Capital) steigt.
- Das innovative Umfeld eines Unternehmens bietet externe Möglichkeiten für nicht genutzte potentielle Innovationen.
- Die steigende Anzahl kompetenter Kund:innen und spezialisierter Lieferant:innen, die als Kooperationspartner zur Verfügung stehen.
Das innovative Umfeld eines Unternehmens wird somit immer bedeutender und die Qualität wie auch Quantität externen Know-Hows nimmt stetig zu.
Open Innovation oder Closed Innovation?
Wenn auch die Bedeutung von Open Innovation steigt, kann es für ein Unternehmen durchaus sinnvoll sein, weiterhin den Ansatz der Closed Innovation bzw. einen Mix aus offener und geschlossener Innovation zu verfolgen. Ob ein Unternehmen im Rahmen seiner Innovationsstrategie Open oder Closed Innovationen präferiert, ist insbesondere von diesen Faktoren abhängig: [4]
- Komplexe Innovation: Sind Technologien sehr eng miteinander verknüpft, so kann eine offene Innovation gewisse Risiken bergen: Unpassende Elemente könnten einfließen, die dem Innovationsprozess an sich schaden oder sich sogar auf die gesamte Produktpalette negativ auswirken. Ein Paradebeispiel dafür ist Apple mit seiner hochintegrierten und aufeinander abgestimmten Produktpalette. Das Unternehmen neigt daher eher zur geschlossenen Innovation.
- Unique Innovation: Einer geschlossenen Innovation wird meist dann der Vorzug gegeben, wenn eine Innovation grundlegende technologische Verbesserungen hervorbringt, die dem Unternehmen einen uneinholbaren Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb verschafft. Open Innovation funktioniert daher dort am besten, wo Innovation ein fortlaufender Prozess ist, in dem durch Kooperation Vorteile generiert werden können.
- Hoher Wettbewerb: In Branchen mit intensivem Wettbewerb ist die geschlossene Innovation in der Regel besser geeignet, um Vorteile für das Unternehmen selbst zu nutzen.
- Interne Ressourcen und Lösungskompetenz: Bei intern nicht vorhandenen Ressourcen oder notwendigem Know-How für die Umsetzung von Lösungen und Ideen ist es für das Unternehmen sinnvoll, über das Einbeziehen externer Parteien nachzudenken.
Fazit: Zwei komplementäre Prinzipien verbinden
Open Innovation bezieht Innovationspotenziale dort mit ein, wo sie zur Verbesserung des eigenen unternehmerischen Wissen beitragen. Open Innovation ist daher nicht nur als „Ersatz“ für Closed Innovation, sondern vielmehr komplementär zu betrachten. Die Innovationsaktivitäten von externen Akteuren wie Kund:innen, Lieferant:innen, Universitäten oder anderen Unternehmen sollten als Ergänzung eigener Innovationsprozesse gesehen werden. Voraussetzung einer Öffnung nach außen sind jedoch stabile interne Innovationsstrukturen und -prozesse, um das externe Wissen erfolgreich integrieren und verwerten zu können. [5]
Quellen:
[1] Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology, von Henry William Chesbrough, 2003
[2] Open Innovation. Geschäftsmodelle, Prozesse, Chancen und Risiken, Hasan Mutlu, 2013
[3] Open Innovation. Geschäftsmodelle, Prozesse, Chancen und Risiken, Hasan Mutlu, 2013
[4] Strategisches Management - Eine Einführung: Analyse, Entscheidung und Umsetzung von Gerry Johnson, Kevan Scholes, Richard Whittington, 2011
[5] https://blog.iao.fraunhofer.de/von-closed-zu-open-innovation-verandern-die-neuen-spielregeln-unser-innovationsmanagement/