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Die Grundregeln für agiles Innovationsmanagement

Angesichts der fortschreitenden Globalisierung und Digitalisierung müssen Unternehmen heute rasch auf veränderte Anforderungen des Marktes reagieren und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Die Technologien und Methoden dafür sind vorhanden, dennoch scheitern immer noch 70 bis 90 Prozent aller Produktneuheiten an starren Strukturen.

Um agiles Innovationsmanagement im Unternehmen zu verankern, muss sich die Unternehmenskultur und damit auch der Führungsstil ändern.

Agiles Innovationsmanagement lohnt sich

Agilität gewinnt im Zuge der hohen technologischen Dynamik zunehmend an Bedeutung. Wird agiles Innovationsmanagement in Unternehmen richtig umgesetzt, hat dies nachweislich positive Auswirkungen auf Profitabilität wie auch Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.

So zeigt die Studie Digital Engineering: Agile Produktentwicklung in der Industrie, für die Bitkom Research rund 500 Führungskräfte in Unternehmen befragt hat, dass ein enger Zusammenhang zwischen Agilität, Innovationsfähigkeit und dem Digitalisierungsgrad von Unternehmen besteht. Ebenso weist die Change Management-Studie von Capgemini einen positiven Zusammenhang zwischen agilen Methoden und Unternehmenserfolg nach und verdeutlicht, dass agile Unternehmen Vorteile bei der Digitalisierung haben. Die Bain-Studie Agile Innovation konnte zudem nachweisen, dass sich die Erfolgswahrscheinlichkeit von Innovationen durch den Einsatz agiler Methoden verdreifacht, während sich gleichzeitig die Entwicklungszeiten verringern und die Teamproduktivität steigt.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das Institut für Innovation und Industrie Management an der Technischen Universität Graz im Zuge seiner Forschungsarbeiten zum Thema Agilität. Die Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Agilität von Unternehmen und deren Profitabilität sowie Break-Even-Level:

  • Agile Unternehmen mit einem Break-Even-Level (BE) von weniger als 60 Prozent des Umsatzes kommen auf knapp 12 Prozent Umsatzrentabilität.
  • Durchschnittlich agile Unternehmen mit einem BE zwischen 60 und 80 Prozent erreichen lediglich 7,4 Prozent Umsatzrentabilität.
  • Unterdurchschnittlich agile Unternehmen mit einem BE größer als 80 Prozent erreichen lediglich 2,5 Prozent Umsatzrentabilität.

Agile Unternehmen, die ihre Ressourcen schneller als andere anpassen und verteilen können, erzielen somit im Schnitt einen um 2,4 Prozent höheren Shareholder Return als nicht agile Unternehmen.

Agiles Innovationsmanagement braucht agile Unternehmenskultur

Agile Innovationsmethoden setzen sich erst langsam durch und gehören noch längst nicht zum unternehmerischen Alltag. Zwar ist die Digitalisierung ein wesentlicher Treiber und wichtiges Hilfsmittel für Agilität, die Technologie alleine ist aber nicht ausreichend. Es müssen auch die kulturellen Voraussetzungen in Unternehmen geschaffen werden, um agile Arbeitsformen und Führungsstrukturen etablieren zu können.

Laut einer Befragung von Great Place to Work, sind derzeit nur 9 Prozent der befragten Mitarbeiter:innen in deutschen Unternehmen „agil“ und mehr als 60 Prozent stehen agilen Methoden kritisch gegenüber. Im Agilitätsbarometer 2017 geben 90 Prozent der Mitarbeiter:innen und 70 Prozent der Führungskräfte an, nie agile Methoden zu nutzen. Als Hauptblockade identifizieren Führungskräfte laut einer Studie der Akademie der Führungskräfte das Silodenken in den einzelnen Unternehmensteilen: Bereiche arbeiten nicht miteinander, sondern gegeneinander, der Informationsfluss stoppt an Abteilungsgrenzen und Mitarbeiter:innen sind nicht nur räumlich getrennt, sondern auch im Marktverständnis.

Die Grundregeln für agiles Innovationsmanagement

Vielen Unternehmen fällt es schwer, Agilität umzusetzen und zu leben. Häufig widerspricht sie der bestehenden Unternehmenskultur oder es fehlt die Erfahrung im Umgang mit agilen Prozessen oder die Unterstützung des Managements. Um das Potenzial agiler Methoden für Innovationsprozesse erfolgreich zu nutzen, sind daher sechs Grundregeln zu beachten:

  1. Das richtige Verständnis von Agilität entwickeln: Agilität bedeutet nicht Anarchie, sondern bietet vielmehr einen vielfach praxiserprobten Ansatz zur Lösung komplexer Probleme.
  2. Die passenden Anwendungsbereiche auswählen: Nicht alle Unternehmensbereiche eignen sich für agile Methoden. So bieten sie etwa bei Routineaufgaben keinen besonderen Mehrwert. In der Produktentwicklung, im Marketing, und in der strategischen Planung hingegen können sie sinnvoll eingesetzt werden, um Schritt für Schritt in Abstimmung mit Kunden und Partnern eine Lösung zu erarbeiten. 
  3. Mit Pilotprojekten beginnen und Mundpropaganda nutzen: Mitarbeiter:innen in agilen Pilotprojekten sind meist mit ihrer größeren Unabhängigkeit und dem Gewinn an Entscheidungsfreiheit sehr zufrieden. Sie fungieren als Botschafter:innen der agilen Innovationskultur und helfen durch Mundpropaganda mit, andere für diese Arbeitsmethode zu gewinnen. Damit sind sie wertvolle Vermittler bei der Einführung agiler Methoden in anderen Unternehmensbereichen.
  4. Anpassung agiler Methoden durch erfahrene Anwender:innen ermöglichen: Abwandlungen und individuelle Anpassungen agiler Innovationsmethoden wie Scrum sind erst dann sinnvoll, wenn ein:e Mitarbeiter:in oder ein Team diese voll beherrscht. Erfahrenen Mitarbeiter:innen sollte es jedoch mit der Zeit erlaubt sein, agile Methoden anzupassen und nach ihren Vorstellungen weiterzuentwickeln. Es braucht daher auch Führungskräfte, die Fragen stellen anstatt Anordnungen zu geben, im Sinne von „Was würden Sie vorschlagen““ oder „Wie könnten wir das testen“. 
  5. Agile Methoden im Top-Management einsetzen: Um Agilität in der Unternehmenskultur zu verankern, ist es bei weitem nicht ausreichend, lediglich Mitarbeiter:innen den agilen Ansatz näher zu bringen. Die Führungsspitze des Unternehmens sollte auf ihre eigenen Aktivitäten ebenfalls agile Methoden anwenden. Dazu bieten sich Strategieentwicklung, Ressourcenallokation oder die Abstimmung im Unternehmen als Anwendungsfelder an. Das Management lebt auf diese Weise Agilität vor und spricht die Sprache seiner Teams.
  6. Hindernisse aus dem Weg räumen: Umfragen zufolge kommt es bei über 70 Prozent der Nutzung agiler Methoden zunächst zu Spannungen zwischen agilen Teams und der übrigen Belegschaft. Um diese Widerstände zu überwinden, müssen Führungskräfte klare Prioritäten, Rollen und Verantwortlichkeiten kommunizieren.

Fazit: Die Grundregeln für agiles Innovationsmanagement

Um agiles Innovationsmanagement im Unternehmen zu verankern, muss sich die Unternehmenskultur und damit auch der Führungsstil ändern: Manager:innen dürfen ihre Mitarbeiter:innen nicht ausbremsen, sondern sollten ihnen den nötigen Freiraum verschaffen. In vielen Unternehmen fehlen noch die Erfahrungen mit agilen Innovationsmethoden und damit oft auch der Mut, auf agile Innovationsprozesse umzustellen.

Es muss jedoch nicht gleich das gesamte Unternehmen umgekrempelt werden, agile Methoden können zunächst auch in einzelnen Projekten getestet werden. Das unterstützt dabei, Vorurteile in der Belegschaft abzubauen und Agilität langsam in der Unternehmenskultur zu verankern. Doch nur, wenn Agilität im Management auch aktiv vorgelebt wird, können sich agile Ansätze im Unternehmen etablieren.

„Eine hohe Agilität erreichen Unternehmen nicht auf Knopfdruck. Auf dem Weg zu einer agilen, anpassungsfähigen Organisation sollten Unternehmen schrittweise ihre Strukturen und Prozesse anpassen.“

Bitkom Research Geschäftsführer Dr. Axel Pols

Tanja Eschberger-Friedl

Tanja begleitet Sie mit ihrer klaren und fokussierten Arbeitsweise im strategischen Innovationsmanagement und bei der erfolgreichen Entwicklung von Produkt-, Prozess- und Marktinnovationen. Tanja richtet den Blick stets auf das Wesentliche. Ihr Anspruch: ganzheitliche Lösungen. Dabei bringt sie ihr Fachwissen als Scrum Master und Agile Coach ein.
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