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Von der Produktion bis zur Kleiderstange: 6 Trends in der Textilindustrie

Die steigende Nachfrage nach Individualität und der Einfluss der Digitalisierung bewirken große Veränderungen in der Textilindustrie. Auf welche Schlüsseltrends müssen Innovationsverantwortliche reagieren, um eine Vorreiterrolle in der Branche einzunehmen?

Das Markenimage wird in Zukunft nicht mehr ausschlaggebend sein, vielmehr geht der Trend hin zum datengestützten Erkennen und Adressieren der individuellen Bedürfnisse der Kund:innen.
Von der Produktion bis zur Kleiderstange: 6 Trends in der Textilindustrie
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In einer Ära, in der Individualität den Standard verdrängt und die Digitalisierung unsere Lebensgewohnheiten revolutioniert, erlebt die Modebranche einen Wandel wie nie zuvor. Von personalisierten Sneakern bis hin zu smarten Shirts und intelligenten Sensorsohlen – die Zukunft der Textilindustrie ist geprägt von innovativer Technologie. 

Trends, die die Branche umkrempeln

Erfahren Sie, wie sich die Textilindustrie neu erfinden kann, um den steigenden Ansprüchen der Konsument:innen gerecht zu werden.

Trend 1: individuelle und technologisierte Kleidung

In der Digitalisierung von Textilprodukten sehen Branchenkenner:innen das große Zukunftspotenzial. Analytical Research Cognizance schätzt die Marktzahlen des globalen Smart Textiles Markt beispielsweise für 2025 auf 457,62 Milliarden US-Dollar. Damit wächst der Markt weiter. Treiber dafür sind unter anderem der wachsende Lebensstandard, ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis sowie Fortschritte in der Medizin.1  

Die Anforderungen an die Produkte selbst verändern sich somit. Wearable Technology und Functional Clothing werden in naher Zukunft zum Alltag gehören. 

Beispiele für Digitalisierung in der Textil- und Modebranche:

  1. Personalisierte Sneaker
    Nike By You ist eine personalisierte Sneaker-Kampagne, die es Konsument:innen ermöglicht, ihre eigenen Sneaker zu gestalten und anzupassen. Aus einer Vielzahl von Modellen, Farben, Materialien und personalisierten Optionen kann man sein einzigartiges Paar Sneaker kreieren.
    Die Nike By You-Kampagne hat Erfolg, da sie die Individualität betont, eine starke Community um die personalisierten Produkte herum aufbaut und die Möglichkeit bietet, ein Produkt zu schaffen, das genau den Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht. 
  2. Smarte Shirts
    Ein weiteres Beispiel für Wearable Technology in der Textilindustrie ist das Smart-Shirt von Hexoskin. Das Shirt erfasst verschiedene biometrische Daten der Trägerin bzw. des Trägers. Das Smart-Shirt wird etwa in der medizinischen Forschung eingesetzt, um Patient:innen außerhalb des Krankenhauses zu überwachen und langfristige Gesundheitsdaten zu sammeln. Athlet:innen nutzen die gesammelten Daten, um ihre Trainingseinheiten zu optimieren und ihre Leistung zu verbessern. 
  3. Smarte Sohle
    Die smarten Sensorsohlen von Stapp One sind mit textilen Drucksensoren ausgestattet. Die Innovation aus Österreich ist für den täglichen Einsatz bei Ganganalysen und Teilbelastungstraining im medizinischen Bereich im Einsatz. Das innovative Produkt wird in der Prävention, Diagnose und Rehabilitation genutzt, um Patientinnen und Patienten langfristig ein gesundes und schmerzfreies Leben zu ermöglichen.  

Durch die Kombination individueller und technologischer Textilprodukte werden in Zukunft vermehrt adaptive Produkte entstehen. Sie passen sich auch nach dem Kauf an die individuellen Bedürfnisse der Trägerin bzw. des Trägers an. Zusätzlich wird die Vernetzung der Kleidung per Smartphone immer wichtiger werden. 

Trend 2: Automatisierung der Wertschöpfungskette

Die Automatisierung der Wertschöpfungsketten der Textilindustrie schreitet immer weiter voran, insbesondere in den Bereichen Produktion und Logistik.

Die Folgen:

  1. Drastische Verkürzung der Produktionszeit: Disruptive Innovationen wie automatische Nähmaschinen und industrielle 3D-Drucker ermöglichen eine deutliche Verkürzung der Produktionszeit.
  2. Beschleunigung der Logistikprozesse: Um in der Textilbranche wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Lieferzeiten immer kürzer werden. Dabei geht es nicht bloß um die Optimierung von Logistikprozessen, sondern auch um eine transparente Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Trend 3: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Mit intelligenter Sensorik kann man den Produktionsabfall in der Textilindustrie senken. Abfälle, die während des Verarbeitungsprozesses anfallen, lassen sich damit reduzieren. Damit lässt sich auch kostspielige Ausschussware reduzieren, die andernfalls meist entsorgt werden muss. Entsprechende Sensoren und Kontrollsysteme in Produktionslinien können die Ressourceneffizienz steigern. Etwa in dem sich Garnmengen auf Spulen exakter berechnen lassen. Anfallenden Produktionsabfälle lassen sich damit stark minimieren.2

Auch ein effizienter Datenerfassungsworkflow in der Textilindustrie wird in der Kreislaufwirtschaft immer wichtiger. Intelligente Lösungen zur nahtlosen Datensammlung auf Produktebene erleichtern es in der Textilbranche mit den sich entwickelnden EU-Vorschriften für nachhaltige Produkte wie Ökodesign, EPR-Systeme, Green Claims usw. konform zu gehen.

Trend 4: Entkoppelung von Infrastruktur und Angebot

Im Zuge der Digitalisierung kommt es auch in der Textilindustrie zu einer verstärkten Entkoppelung von Infrastruktur und Angebot. Der stationäre Handel ist in dieser Hinsicht auf zweifache Weise betroffen: Zum einen haben Onlineshops und Marktplätze erhebliche Marktanteile abgeschöpft, bevor die Textilbranche adäquat reagieren konnte. Zum anderen verlagert sich der Point of Sale in Zukunft immer mehr in den digitalen Bereich. Social Media und Influencer Marketing haben das Kauf- und Konsumverhalten verändert.

Das Verschmelzen von Online und stationär erfordert ein Neudenken von Kaufprozessen. Es geht dabei um eine geeignete Kombination aus digitalen und analogen Konzepten, die für die jeweilige Kundin und den jeweiligen Kunden geeignet sind. Dazu braucht es die Vernetzung der analogen und digitalen Kanäle, um individuelle Angebote am jeweiligen Point of Sale zu ermöglichen. Die Digitalisierung ist zwar einerseits eine Gefahr für den stationären Handel, bietet gleichzeitig, aber auch vielfältige Chancen durch neuartige Vertriebskanäle.

Beispiel: Shoppingerlebnis mit Augmented Reality 
Converse eröffnete beispielsweise seinen Kund:innen mit der App “The Sampler“ die Möglichkeit, Schuhe in Augmented Reality virtuell anzuprobieren.

Trend 5: Individualisierte Kommunikation

Für Modeunternehmen werden die veränderten Bedürfnisse von Konsument:innen ein Umdenken in der Kommunikation erfordern. Die individualisierte Kommunikation über sämtliche analoge und digitale Kanäle hinweg wird ein zentraler Bestandteil eines erfolgreichen Geschäftsmodells werden. Das sollten auch Produzent:innen von Textilien berücksichtigen.

Um einen entsprechenden Dialog mit Konsument:innen zu realisieren, ist ein detailliertes, digitales Abbild der Nutzer:innen erforderlich. Big Data, KI-Chatbots und clevere CMS-Systeme sind diesbezüglich eine wesentliche Grundlage, um eine ganz neue Form der Interaktion zu schaffen.

Achtung: Dass der Einsatz von KI-Technologien in Geschäftsprozesse gut geplant sein sollte, verdeutlichte der Chatbot bei DPD. Nachdem der Bot keine hilfreichen Informationen gab, stellte ihm der Kunde die Frage, ob DPD empfehlenswert wäre. Das Ergebnis war wenig erfreulich für DPD, denn der Chatbot lies kein gutes Haar am Unternehmen.  

"Die generelle Empfehlung für Bekleidungsunternehmen ist: Kenne deine Kundin bzw. deinen Kunden, überlege, wie du mit ihr bzw. ihm sprechen kannst, und finde die richtigen Kanäle", meint Dr. Ulla Ertelt, Markt- und Zukunftsforschung.

Die Digitalisierung der Textilindustrie hat auch Einfluss auf Presales- und Marketingaktivitäten und Betreuung von Konsument:innen. Mit verschiedenen Apps, sozialen Netzwerken und Online-Portalen sind neue Kommunikationskanäle entstanden, die in die Gesamtstrategie einbezogen werden müssen.

Trend 6: Fokus auf den Bedürfnissen von Konsument:innen

Die Standard-Konsumentin und der Standard-Konsument sterben aus. Stattdessen zeichnet sich zunehmend ein Bedürfnis nach Individualität ab. Das Leben der Menschen wird von Geräten beeinflusst, die jederzeit einen Zugang zur digitalen Welt ermöglichen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Kommunikationsverhalten, sondern prägt in hohem Ausmaß auch das Konsumverhalten.

Zukünftig werden sogar Textilprodukte und -services so anpassungsfähig sein müssen, dass sie sich den verändernden Bedürfnissen seiner Träger:innen anpassen. Dazu muss man aber die Werte und das Konsumverhalten seiner Zielgruppe gut kennen. Ein differenziertes Produktmarketing wird daher unerlässlich, um den Kontakt zu Konsument:innen zu stärken.

Fazit: Textilindustrie braucht neue Geschäftsmodelle

Die Textilbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen, ausgelöst durch die steigende Nachfrage nach Individualität und den fortschreitenden Einfluss der Digitalisierung. Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, sind innovative Geschäftsmodelle entscheidend.

Eine verstärkte Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen ist dazu nötig. Digitale Integration, einschließlich innovativer Technologien wie Augmented Reality, werden künftig noch stärker zum Einsatz kommen, um ein nahtloses Omnichannel-Erlebnis zu ermöglichen.

Die Entwicklung von nachhaltigen und smarten Textilien steht im Fokus, um Produkte zu schaffen, die den Trends im Mode- und Textilbereich gerecht werden. Um die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data werden Hersteller:innen nicht umhinkommen. Denn nur so lassen sich Produktionszeiten verkürzen und Logistikprozesse beschleunigen.

Die Reduktion von Abfällen und eine Verbesserung der Ressourceneffizienz wird durch gesetzliche Treiber immer mehr an Bedeutung gewinnen. Kreislaufwirtschaft und transparente Lieferketten werden damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

Geschäftsmodell-Innovationen bieten der Textilbranche hier Möglichkeiten, nicht nur den aktuellen Veränderungen gerecht zu werden, sondern auch eine Vorreiterrolle in einer sich transformierenden Industrielandschaft einzunehmen.

Quellen:

1) https://www.bayern-innovativ.de/de/seite/digitalisierung-in-der-textilindustrie

2) https://www.digitalzentrum-smarte-kreislaeufe.de/presse/blog/reader/smarte-sensoren-fuer-eine-nachhaltige-garn-und-textilproduktion.html

Daniel Zapfl

Durch seine umfangreiche Erfahrung im ganzheitlichen Innovationsmanagement bringt Daniel wertvolle Einblicke und Best Practices aus verschiedenen Branchen in Ihr Innovationsvorhaben ein. Disruptiv und mutig fordert er bekannte Denkmuster heraus. Als TRIZ-zertifizierter Sparringspartner begleitet Daniel Sie verlässlich und strukturiert bei der kreativen Lösungsfindung. Kritischer als der kritischste Kunde, hat er stets das „Big Picture“ vor Augen.
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