Agilität gewinnt im Zuge der hohen technologischen Dynamik zunehmend an Bedeutung. Wird agiles Innovationsmanagement in Unternehmen richtig umgesetzt, hat dies nachweislich positive Auswirkungen auf Profitabilität wie auch Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
So zeigt die Studie Digital Engineering: Agile Produktentwicklung in der Industrie, für die Bitkom Research rund 500 Führungskräfte in Unternehmen befragt hat, dass ein enger Zusammenhang zwischen Agilität, Innovationsfähigkeit und dem Digitalisierungsgrad von Unternehmen besteht. Ebenso weist die Change Management-Studie von Capgemini einen positiven Zusammenhang zwischen agilen Methoden und Unternehmenserfolg nach und verdeutlicht, dass agile Unternehmen Vorteile bei der Digitalisierung haben. Die Bain-Studie Agile Innovation konnte zudem nachweisen, dass sich die Erfolgswahrscheinlichkeit von Innovationen durch den Einsatz agiler Methoden verdreifacht, während sich gleichzeitig die Entwicklungszeiten verringern und die Teamproduktivität steigt.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das Institut für Innovation und Industrie Management an der Technischen Universität Graz im Zuge seiner Forschungsarbeiten zum Thema Agilität. Die Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Agilität von Unternehmen und deren Profitabilität sowie Break-Even-Level:
Agile Unternehmen, die ihre Ressourcen schneller als andere anpassen und verteilen können, erzielen somit im Schnitt einen um 2,4 Prozent höheren Shareholder Return als nicht agile Unternehmen.
Agile Innovationsmethoden setzen sich erst langsam durch und gehören noch längst nicht zum unternehmerischen Alltag. Zwar ist die Digitalisierung ein wesentlicher Treiber und wichtiges Hilfsmittel für Agilität, die Technologie alleine ist aber nicht ausreichend. Es müssen auch die kulturellen Voraussetzungen in Unternehmen geschaffen werden, um agile Arbeitsformen und Führungsstrukturen etablieren zu können.
Laut einer Befragung von Great Place to Work, sind derzeit nur 9 Prozent der befragten Mitarbeiter:innen in deutschen Unternehmen „agil“ und mehr als 60 Prozent stehen agilen Methoden kritisch gegenüber. Im Agilitätsbarometer 2017 geben 90 Prozent der Mitarbeiter:innen und 70 Prozent der Führungskräfte an, nie agile Methoden zu nutzen. Als Hauptblockade identifizieren Führungskräfte laut einer Studie der Akademie der Führungskräfte das Silodenken in den einzelnen Unternehmensteilen: Bereiche arbeiten nicht miteinander, sondern gegeneinander, der Informationsfluss stoppt an Abteilungsgrenzen und Mitarbeiter:innen sind nicht nur räumlich getrennt, sondern auch im Marktverständnis.
Vielen Unternehmen fällt es schwer, Agilität umzusetzen und zu leben. Häufig widerspricht sie der bestehenden Unternehmenskultur oder es fehlt die Erfahrung im Umgang mit agilen Prozessen oder die Unterstützung des Managements. Um das Potenzial agiler Methoden für Innovationsprozesse erfolgreich zu nutzen, sind daher sechs Grundregeln zu beachten:
Um agiles Innovationsmanagement im Unternehmen zu verankern, muss sich die Unternehmenskultur und damit auch der Führungsstil ändern: Manager:innen dürfen ihre Mitarbeiter:innen nicht ausbremsen, sondern sollten ihnen den nötigen Freiraum verschaffen. In vielen Unternehmen fehlen noch die Erfahrungen mit agilen Innovationsmethoden und damit oft auch der Mut, auf agile Innovationsprozesse umzustellen.
Es muss jedoch nicht gleich das gesamte Unternehmen umgekrempelt werden, agile Methoden können zunächst auch in einzelnen Projekten getestet werden. Das unterstützt dabei, Vorurteile in der Belegschaft abzubauen und Agilität langsam in der Unternehmenskultur zu verankern. Doch nur, wenn Agilität im Management auch aktiv vorgelebt wird, können sich agile Ansätze im Unternehmen etablieren.
„Eine hohe Agilität erreichen Unternehmen nicht auf Knopfdruck. Auf dem Weg zu einer agilen, anpassungsfähigen Organisation sollten Unternehmen schrittweise ihre Strukturen und Prozesse anpassen.“
Bitkom Research Geschäftsführer Dr. Axel Pols