Innovation Insights

Was ist Venture Building

Geschrieben von Tanja Eschberger-Friedl | Dec 4, 2025 11:01:00 PM

Was ist Venture Building?

Venture Building bezeichnet einen strukturierten Ansatz, bei dem neue Geschäftsmodelle, Start-ups oder Tochtergesellschaften systematisch innerhalb oder gemeinsam mit einem Unternehmen aufgebaut werden. Anders als bei klassischen Innovationsprojekten, bei denen z.B. bestehende Produkte weiterentwickelt werden, geht es beim Venture Building darum, neue Unternehmen oder Geschäftseinheiten von Grund auf aufzubauen, mit eigenem Geschäftsmodell, eigener Organisation und oft mit deutlich ambitionierteren Wachstumszielen.

Typische Merkmale:

  • Ein dediziertes Team oder eine Einheit, die wie ein Start-up agiert: eigenverantwortlich, agil und experimentierfreudig.
  • Kombination von internen Ressourcen (z.B. Expertise, Marke, Netzwerke) mit externen Methoden oder Partnern (z.B. Venture Builder, Investoren, Co-Founder).
  • Ziel ist nicht nur Innovation, sondern Marktreife, Skalierung und Monetarisierung in einem definierten Zeitraum.
  • Ein hoher Anspruch an Geschwindigkeit, Risikobereitschaft und Portfolio-Denkweise: Nicht jede Idee wird umgesetzt, aber mehrere Ventures werden parallel geprüft.
Kurz: Venture Building ist die Startup-Maschine innerhalb oder gemeinsam mit einem etablierten Unternehmen mit dem Ziel, systematisch neue Ventures zu schaffen, die eigenständig wachsen.

Warum gewinnt Venture Building heute an Bedeutung?

Es gibt mehrere Treiber, die Venture Building für Unternehmen attraktiv machen:

  • Schneller Wandel im Markt: Märkte verändern sich heute schneller denn je - neue Technologien, neue Wettbewerber und veränderte Kundenbedürfnisse. Unternehmen, die nur inkrementell innovieren, können schnell den Anschluss verlieren.
  • Limitierungen traditioneller Innovations- und Entwicklungs-Prozesse: Klassische Innovationsprozesse sind oftmals langsam, stark in bestehende Strukturen eingebettet und wenig wirkungsstark, wenn es um radikale oder disruptive Geschäftsmodelle geht.
  • Start-up-Dynamik nutzen: Durch Venture Building kann ein Unternehmen Eigenschaften von Start-ups einbringen: Agilität, Experimentierfreude, Fokus auf Wachstum sowie Skalierung und gleichzeitig auf die Ressourcen eines größeren Unternehmens zurückgreifen.
  • Portfoliomanagement und Risikoverteilung: Statt einer einzelnen großen Innovation setzt Venture Building auf mehrere Ventures parallel. Mit der Konsequenz, dass einige scheitern dürfen, andere aber signifikant wachsen können.
  • Strategische Zukunftssicherung: Neue Ventures ermöglichen es, neue Märkte zu betreten, Geschäftsmodelle zu diversifizieren und sich frühzeitig auf relevante Trends auszurichten. Damit wird Venture Building zu einem wesentlichen Baustein für langfristige Innovations- und Unternehmensstrategie.

 

Vorteile und Nutzen von Venture Building


Venture Building bietet Unternehmen eine besonders wirkungsvolle Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle schneller und fokussierter auf den Markt zu bringen. Im Unterschied zu klassischen Innovationsprozessen ermöglicht dieser Ansatz einen wesentlich dynamischeren Aufbau neuer Produkte, Services oder ganzer Geschäftseinheiten. Unternehmen profitieren dabei von einer deutlich höheren Innovationsgeschwindigkeit, weil Venture-Teams eigenständig arbeiten, Experimente schnell umsetzen und Marktfeedback unmittelbar in die Weiterentwicklung einfließen lassen können.

Ein weiterer Vorteil besteht in der Diversifikation des Unternehmensportfolios. Durch den strukturierten Aufbau mehrerer Ventures parallel lassen sich unterschiedliche Zukunftsfelder gleichzeitig adressieren: ein entscheidender Faktor, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Wachstumspfade zu erschließen. Das Risiko wird dabei bewusst auf verschiedene Initiativen verteilt, sodass nur die vielversprechendsten Geschäftsmodelle skaliert werden, während weniger aussichtsreiche frühzeitig eingestellt werden können.

Zudem stärkt Venture Building die Innovationskultur des gesamten Unternehmens. Die Kombination aus agiler Arbeitsweise, unternehmerischem Denken und schneller Validierung von Ideen inspiriert auch bestehende Teams und fördert eine offene, zukunftsorientierte Haltung. Durch die Nutzung interner Ressourcen, wie Know-how, Infrastruktur oder Marktkenntnis, können neue Ventures gleichzeitig schneller wachsen als klassische Start-ups und strategisch zur Zukunftssicherung des Unternehmens beitragen.

 

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Venture Building


Natürlich ist Venture Building kein Selbstläufer. Wir haben die häufigsten Herausforderungen und wichtige Erfolgsfaktoren für Venture Building gesammelt:

Häufige Herausforderungen

  • Organisatorisches Spannungsfeld zwischen Venture und Kerngeschäft: Häufig entstehen Konflikte bei Ressourcen, Kultur und Prioritäten.
  • Unternehmertum vs. Konzernlogik: Start-up-Teams brauchen Freiheit, schnelle Entscheidungen und Risikobereitschaft. Das steht nicht immer im Einklang mit etablierten Strukturen.
  • Finanzierung und Skalierung: Der Aufbau von Ventures braucht Kapital, Know-how und Geduld.
  • Marktunsicherheit: Neue Geschäftsmodelle tragen höhere Risiken im Hinblick auf Markteintritt, Kundenakzeptanz und Wettbewerb.
  • Governance und Steuerung: Ein klarer Rahmen ist notwendig, sonst droht Wildwuchs oder ineffiziente Ressourcenbindung.
Erfolgsfaktoren
  • Klare strategische Ausrichtung: Venture Building muss Teil der Unternehmensstrategie sein, nicht nur ein Add-on im stillen Kämmerchen.
  • Top-Management-Commitment: Führung muss Ventures als echten Wachstumspfad sehen, nicht als Nebenprojekt.
  • Autonomie und Eigenverantwortung: Die Venture-Teams brauchen Freiheit, um schnell zu handeln, aber mit klarer Verbindung zum Unternehmen.
  • Ressourcen und Infrastruktur: Zugang zu Know-how, Netzwerken, Technologien und der Infrastruktur des Unternehmens beschleunigen das Venture Building und unterscheiden es vom Start-up.
  • Portfolio-Denkweise: Nicht auf ein „großes Wagnis“ setzen, sondern mehrere Ventures parallel steuern, mit gezieltem Stopp- und Skalierprozess.
  • Methodik und Prozesse: Es braucht klar definierte Abläufe für Aufbau, Validierung und Skalierung, ähnlich wie im Innovationsprozess.
  • Kultur und Mindset: Venture Building braucht Offenheit für Experimente, Scheitern, Lernen und Mut zur Veränderung.

Praxisbeispiel: Wie Venture Building in der Praxis aussehen kann

Stellen wir uns ein etabliertes Industrieunternehmen vor, das seine Wertschöpfung erweitern und neue digitale Erlösmodelle entwickeln möchte. Im Rahmen der strategischen Innovationsarbeit wird das Suchfeld „Digitale Services rund um das bestehende Maschinenportfolio“ definiert. In einem frühen Ideenprozess entstehen mehrere potenzielle Ansätze, unter anderem eine Service-App, ein Subscription-Modell und eine datenbasierte Plattform für Predictive Maintenance.

Nach einer ersten Bewertung entscheidet sich das Unternehmen dafür, die Plattformidee weiterzuverfolgen, da sie sowohl ein klares Kundenproblem adressiert als auch ein hohes Skalierungspotenzial bietet. Für das Venture wird ein kleines, eigenständig arbeitendes Team zusammengestellt, das gezielt außerhalb der etablierten Strukturen agieren kann. Mit Unterstützung von Pilotkunden entwickelt das Team einen ersten Prototypen und testet wichtige Annahmen direkt am Markt.

Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Lösung auf großes Interesse stößt und Kund:innen bereit sind, für die erhöhte Anlagenverfügbarkeit zu zahlen. Das Venture erhält daraufhin erweitertes internes Funding, optimiert das Geschäftsmodell und beginnt, ein partnerfähiges Ökosystem aufzubauen. Während das Kerngeschäft weiterhin stabil läuft, entsteht parallel ein neues digitales Geschäftsmodell, das mittelfristig einen relevanten Umsatzbeitrag leisten kann.

Dieses Beispiel zeigt, dass Venture Building Unternehmen ermöglicht, neue Wachstumsfelder fokussiert zu erschließen, ohne die Strukturen des Kerngeschäfts zu überfordern. Es verdeutlicht außerdem, wie wichtig es ist, Ideen frühzeitig im Markt zu testen und eigene Teams mit unternehmerischem Gestaltungsspielraum auszustatten.

Ein echtes Beispiel dafür, wie dieser Ansatz in der Praxis funktioniert, finden Sie in unserer Success Story mit unserem eigenen Venture LEAD Horizon.

Fazit: Warum Venture Building für etablierte Unternehmen relevant ist

 

 

Venture Building bietet Unternehmen eine effektive Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle systematisch und mit hoher Geschwindigkeit aufzubauen. Es verbindet die Agilität und Experimentierfreude von Start-ups mit den Stärken etablierter Organisationen und ermöglicht so den Zugang zu neuen Märkten und Wachstumsfeldern. Gleichzeitig zeigt der Ansatz klar, dass echte Innovation Mut, klare strategische Leitplanken und den Willen erfordert, Neues unabhängig vom Kerngeschäft entstehen zu lassen.

Für Unternehmen, die ihre Innovationsfähigkeit stärken und Zukunftspotenziale aktiv gestalten möchten, kann Venture Building daher zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor werden. Entscheidend ist, den Ansatz bewusst zu verankern, die Teams mit ausreichend Freiraum auszustatten und frühzeitig Marktfeedback einzuholen. Gelingt dies, entsteht nicht nur ein neues Venture, sondern eine nachhaltige Grundlage für langfristiges Wachstum und unternehmerische Erneuerung.