In den letzten drei Jahren ist etwas passiert, das historisch ist. Die weltweit installierte Solarleistung ist von rund einem Terawatt auf über zwei Terawatt gestiegen. Allein im letzten Jahr wurden mehrere hundert Gigawatt neu installiert, mehr als jemals zuvor in der Geschichte der Energieerzeugung.
Solarenergie ist damit die am schnellsten wachsende Energieform weltweit. Sie ist verantwortlich für den Großteil aller neu installierten erneuerbaren Kapazitäten und inzwischen ein relevanter Bestandteil des globalen Strommixes.
Für europäische Energieversorger ist das keine abstrakte Statistik, sondern ein strukturelles Signal. Erzeugung wird günstiger, skalierbarer und systemrelevant. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Netze, Speicher, Flexibilitätsmodelle und Marktintegration.
Was mich dabei besonders fasziniert: Dieses Wachstum passiert nicht laut und nicht disruptiv im klassischen Sinne, sondern fast geräuschlos und doch mit enormer Konsequenz. Ein systemischer Wandel, der sich kaum mehr zurückdrehen lässt.
Diese Dynamik bekommt eine ganz andere Dimension, wenn man sie physisch erlebt.
Als wir mit unserer Delegation im Rahmen des Dubai Future Forum 2025 den größten Solarpark der Vereinigten Arabischen Emirate besuchten, wurde mir das Ausmaß dieser Transformation erst wirklich bewusst.
Fast 80 Quadratkilometer Fläche. Eine Dimension, die man nicht mehr überblickt, sondern eher erfährt. Kilometer um Kilometer Sonnenenergie. Kein Prototyp. Kein Experiment. Sondern operative Realität.
Besonders beeindruckend ist die Kombination aus drei unterschiedlichen Solartechnologien, ergänzt durch integrierte Speicherlösungen, die eine Versorgung auch nach Sonnenuntergang ermöglichen. Das gesamte System ist konsequent auf langfristige Stabilität, Skalierbarkeit und Resilienz ausgelegt.
Dort wird sehr klar: Hier geht es nicht um Visionen. Hier geht es um Energie als funktionierendes Gesamtsystem.
Dubai nutzt diesen Solarpark nicht als Imageprojekt, sondern als strategischen Baustein seiner Energiearchitektur.
Für eine Stadt mit extrem hohem Energiebedarf bedeutet das geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, planbare Energiekosten und vor allem eine neue Form von Versorgungssicherheit. Energie wird nicht nur erzeugt, sondern systemisch gedacht und aktiv gesteuert.
Bis 2030 soll der Solarpark weiter massiv ausgebaut werden (eine Verdoppelung der Kapazität ist geplant) und einen signifikanten Anteil der Stromversorgung übernehmen. Bemerkenswert ist dabei weniger das Ziel selbst als der Weg dorthin. Klare Planung, langfristige Investitionssicherheit und politischer Rückhalt.
Was mich daran besonders beeindruckt, ist der Mut zur Größenordnung. Kein inkrementelles Vorgehen, sondern ein klarer Pfad mit Konsequenz.
Um diese Größenordnung einzuordnen, lohnt sich ein Blick nach Europa.
In Europa sind heute mehrere hundert Gigawatt an Solarleistung installiert. Das ist enorm und Ausdruck eines kontinuierlichen Ausbaus über viele Jahre hinweg. Diese Leistung verteilt sich jedoch auf Millionen einzelner Anlagen, auf Dächer, Freiflächen, Gewerbegebiete und landwirtschaftliche Flächen. Solar wächst hier dezentral, kleinteilig und stark fragmentiert.
Große, zusammenhängende Solarparks im industriellen Maßstab sind in Europa bislang die Ausnahme. Einzelne Projekte wie der Solarpark in Nickelsdorf im Burgenland, realisiert durch die Energie Burgenland, zeigen zwar, dass auch hier größere Dimensionen möglich sind. Doch selbst diese Anlagen bleiben im Vergleich zu internationalen Megaprojekten punktuell und eingebettet in ein insgesamt stark verteiltes Erzeugungssystem.
Der Solarpark in den Emiraten hingegen bündelt eine Leistung im Gigawattbereich an einem einzigen Standort. Auf rund 80 Quadratkilometern entsteht dort ein geschlossenes Energiesystem, das Erzeugung, Speicherung und langfristige Planung aus einer Hand vereint.
Für europäische Energieversorger ist genau dieser Unterschied spannend. Nicht als Blaupause, sondern als Denkanstoß. Die Frage ist nicht, ob Europa solche Parks eins zu eins bauen sollte. Die Frage ist, was passiert, wenn Solarenergie nicht mehr additiv gedacht wird, sondern als systemprägende Infrastruktur.
Was wir in Dubai sehen, ist kein Sonderfall einer Wüstenregion, sondern ein Vorbote für Entwicklungen, die auch weltweite Energiesysteme prägen werden.
Solarenergie wird auch in Europa weiter massiv an Bedeutung gewinnen. Nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit Netzausbau, Speichern, digitaler Steuerung, neuen Marktmechaniken und innovativen Geschäftsmodellen.
Wenn die aktuellen Trends anhalten, wird sich der Anteil von Solarenergie bis 2030 mindestens verdoppeln. Bis 2040 wird sie in vielen europäischen Märkten zu einer der tragenden Säulen der Stromerzeugung werden.
Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht mehr, ob Solarenergie kommt. Sie lautet, wie gut bestehende Energiesysteme auf diese neue Realität und neue Kundenanforderungen vorbereitet sind.
Mein persönliches Fazit aus Dubai und aus den globalen Entwicklungen ist klar.
Genau an diesem Punkt setzt Lead Innovation an. Als Sparringspartner für Organisationen, die Energie nicht nur technisch, sondern systemisch und strategisch denken.
Der Besuch des Solarparks in Dubai war deshalb nicht nur inspirierend, sondern auch lehrreich. Er zeigt, wie konsequente Umsetzung aussieht, wenn Energie als Gesamtsystem verstanden wird.
Und er macht deutlich: Die nächste Phase der Energiewende wird weniger von einzelnen Innovationen geprägt sein, sondern von der Fähigkeit, komplexe Systeme aktiv zu gestalten.